Geschichte

Geschichte aus der Gründungszeit der
Freiwilligen Feuerwehr Marktsteft

Der erste Versuch, eine freiwillige Feuerwehr hier zu schaffen, wurde 1869 von Mitgliedern des hiesigen Turnvereins unternommen, mißglückte aber, da seitens der hiesigen Gemeindeverwaltung ein Entgegenkommen nicht gezeigt wurde. Auf Anordnung des kgl. Bezirksamtes Kitzingen mußte nach 1869 eine Pflichtfeuerwehrmannschaft eingeteilt werden. Es waren vorhanden: die alte Markgräfler Spritze von geringer Leistung, die große Bayreuther Spritze und die kleine München – Aachener Spritze mit guter Leistung; einige schwere Feuerleitern und Feuerhaken, Ständer für Pechkränze, und alte Eimer von Stoff. Das Schlauchmaterial war beschädigt. Eine Organisation der Mannschaft war nicht vorhanden, was sich bei einer im Juli 1876 auf dem Bleichwasen angesagten Übung herausstellte und dringend zu deren Herbeiführung aufforderte. Nach einer Besprechung zwischen Präparandenlehrer Kesselring, Präparandenlehrer Lorenz, Kaufmann A. Werneke, Kaufmann B. Thürauf, Sattler Fr. Pfeuffer, Fabrikant Fr. Freytag schritt man zur Gründung einer freiwilligen Feuerwehr, der beizutreten sich sogleich 45 Mann bereit erklärten. In den Versammlungen vom 29.07. und 12.08.1876 wurden die Statuten wie Dienstvorschriften (nach dem Schweinfurter Muster) beraten und angenommen, Als Vorstand resp. Ausschuß wurden durch Stimmzettel gewählt:

zum 1. Kommandanten: Pr. Lehrer H.A. Kesselring

zum 2. Kommandanten: Sattler Fr. Pfeuffer

zum Schrift- u. Kassenwart: A. Werneke

zum Zeugwart: Kaufm. B. Thürauf

Beisitzer: Fr. Freytag und Pr. Lehrer F. Lorenz,

welche Männer durch lange sieben Jahre hindurch die Organisatoren und Leiter derfür Marktsteft so nötigen Vereinigung blieben.

Der hiesige Magistrat überwies die vorhandenen Löschgeräte der freiwilligen Feuerwehr, welche eifrig übte, sich selbst einkleidete und erst ganz allmählich imstande war, eine bessere Ausrüstung anzuschaffen.

1.) Der Brand in der hiesigen Schranne am 8./9. März 1878 brachte der hiesigen Mannschaft die erste Feuerprobe. Kommandant Kesselring traf beste Dispositionen, die Mannschaft arbeitete die ganze Nacht in bitterer Kälte mit den Feuerwehren von Sulzfeld, Michelfeld und auch Marktbreit, so daß der große Brand auf seinen Herd beschränkt blieb und die über die dem gelegenen mit Getreide aufgeschütteten Böden intakt blieben.

2.) Am 28. November 1878 bei Fr. Vogel ausgebrochenes, unbedeutendes Feuer wurde bald gelöscht. Im Jahre 1880 leistete die Fr. Feuerwehr den durch Hochwassergeschädigten Einwohnern, zweimal nachts Hilfe. Die Fr. Feuerwehr veranstaltete in den Jahren 1880, 1881, 1882, 1884 Glückshafenverlosungen von Haushaltsgegenständen, welche der Kasse ca. 900 – 1000 M Überschüsse einbrachten. Von der München-Aachener Feuerversicherungsgesellschaft erhielt die Fr. Feuerwehr 300.-M, von der kgl. Regierung 100.- M, so dass es ihr möglich wurde, neben anderen Mannschaftsausrüstungen eine neue Saug- und Druckspritze von Chr. Braun in Nürnberg für 1250.- M anzuschaffen. Die alte Markgräfliche Spritze brachte mit Messing und Kupfer über 300. M ein.

3.) Bei zwei Bränden in Michelfeld leistete die Fr. Feuerwehr wesentliche Hilfe, ebenso 1884 in Marktbreit. Der Sterbekasse unterfränkischer freiwilliger Feuerwehren traten von hier die meisten Mitglieder bei, und haben die Arbeiten und Anträge von Pr.-Lehrer Fr. Stäblein, dem Spritzenmeister der neuen Spritze, und des Kaufmanns K. Dörger viel zur Konsolidierung dieser Sterbekassevereins beigetragen. Die aktive Mannschaft zählte ca. 80 Mitglieder, welche beim Dienste in grauen, dünnen, baumwollenen Blusen der Nässe und Kälte ausgesetzt waren. Die Blusen hatten mit der Zeit ein schlechtes Aussehen erhalten. Die Mannschaft wurde daher von 1884 ab mit neuen guten Tuchblusen bekleidet, deren Anschaffung mit ca. 1000 M nur aus der Kasse der Fr. Feuerwehr bestritten wurde. Herr Joh. Heinrich Höhn in Berlin, Leipziger Str. Lr. 110 war uns ein Retter in der durch solche Ausgaben entstandenen Geldnot. Er sandte uns wesentliche Beiträge, die sich von Jahr zu Jahr steigerten. Im Mai 1885 wurde hier am Sammetschen Hause Nr. 92 eine Massenübung von sieben fr. Feuerwehren unter Bez. Vertreter Schmidt von Kitzingen, der unermüdlichen Fürsprecher und Organisator im Bezirk Kitzingen, abgehalten, eine Photographie der Mannschaft wurde in diesem Jahr aufgenommen.

4.) Am 10.08.1885 nachmittags 4 Uhr bis zum anderen Morgen war unsere fr. Feuerwehr mit zwei Spritzen und 50 Mann bei dem großen Brand der Mendeschen Grundstücke in Sulzfeld tätig und verhinderte hauptsächlich ein Weitergreifen der mächtigen Flammen 1886 wurde das 10jährige Stiftungsfest im „Hirschen“ in schöner, harmonischer Weise gefeiert.

5.) Am 30.10.1886 wurde unter Kommandant Kesselring der große Brand in Hohenfeld (Wittmenn, Steinbrückner, Degau Sach) gelöscht. Am 27.03.1887 fand hier im Hirschensaal (durch Simon geschmückt) die Kommandantenbesprechung statt. Der zu Ostern 1887 von hier scheidende 1.Kommandant Kesselring wird zum Ehrenmitglied ernannt. Der im August 1887 von hier nach Schwabach versetzte Seminarlehrer Fr. Stäblein, welcher als Spritzenmeister der neuen Spritze, durch Vorträge, Ausarbeitungen betr. Sterbekasse sich um unsere Feuerwehr recht verdient gemacht hat, wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Ernst Borger wird nun 1. Kommandant. Durch die Unterstützung des Herrn Höhn in Berlin wurde es nun möglich, Gurte, Karabinerhaken, Beile, Laternen, Holme, Schläuche, Anstelleitern anzuschaffen. Im Jahre 1891 wurden 82 Mützen von Pr. Roth in Marktbreit beschafft.

6.) Am 15.08.1892 rückte die Fr. Feuerwehr zu einem Brand nach Michelfeld aus.

7.) Am 5.02.1892 rückte Spritze II und 20 Mann zu einem Brand nach Marktbreit aus

8.) In der Nacht vom 12./13. Nov 1892 brannte die Lukas’sche Farbenfabrik hier ab. Bei Alarmierung war das Feuer schon so mächtig, dass nichts mehr zu retten war. Die Feuerwehr hatte mit den Löscharbeiten fast drei Tage lang zu tun. Am 13.03.1893 starb der Spritzenmeister Gg. Vogel, der ein sehr eifriger, treuer Feuerwehrmann war.

9.) In der Nacht vom 25726. Januar 1894 hatte die Feuerwehr wieder ein Schadenfeuer bei Lukaszu unterdrücken, bevor esgrößere Ausmaße annahm.

10.) Am 25.05.1895 beteiligte sich unsere fr. Feuerwehr bei dem Brande des von Frau Aufschläger Kern bewohnten Hauses des Rabenstein in Michelfeld.

11.) Am 10.08.1896 wurde zum Brande des Funkeischen Hauses in Hohenfeld ausgerückt. Anfang Mai 1897 beschaffte die fr. Feuerwehr einen von Heinrich Seelig in Ansbach gefertigten Mannschaftswagen für 20 Mann, mit 848,90 M incl. Plane zum Zudecken, der aus der Kasse der fr. Feuerwehr bezahlt wurde.

12.) Am 8.07.1897 Brand bei Weydt in Hohenfeld, wozu Spritze II mit 20 Mann ausrückte.

13.) Am 2.09.1897 brannte das neu aufgebaute Haus von Furkel in Hohenfeld wieder, und leistete unsere fr. Feuerwehr wieder mit Spritze II und 20 Mann Hilfe.

14.) Am 13.10.1898 Brand des Schweser’schen Hauses in Suzfeld, zu dem Mannschaft und Spritze II hinüberfuhren, aber nicht in Aktion traten.

15.)Am 1.12.1898 Brand der Schmiede des Schmied Seitz hier, Vormittag 11 Uhr. Prächtige Weihnachtsbescherungen für 120-130 Kinder der Mannschaft der fr. Feuerwehr, wurde mit je 200.- M abgehalten, welche Herr und Frau Höhn hierzu einsandten.

16.) Am 3./4.1899 wurde zu einen in Marktbreit ausgebrochenen Brande alarmiert. Die ausgesandte Mannschaft trat nicht mehr in Aktion.

17.) Am 15.01.1900 morgens um 6 1/2 Uhr bei 8° R Kälte zum Brande der Zapfenmühle (Vitzthum gehörig) bei Marktbreit ausgerückt und mehrere Stunden abgelöscht.

18.) Am 25.09.1900 nachmittag 4 V2 Uhr brannte der Trockenraum in der Lukas’schen Fabrik aus. Hiesige, Sulzfelder, Hohenfelder, Michelfelder und Marktbreiter Fr. Feuerwehren hatten mit sieben Rohren die Nacht hindurch zu arbeiten. Das Ehrenmitglied unserer Fr. Feuerwehr Herr Rentier und Hausbesitzer Joh. Heinrich Höhn aus Berlin starb am 30. Okt. 1900. Die Fr. Feuerwehr sandte einen kostbaren Kranz für unseren Freund und großzügigen Gönner, der uns jährlich mit großen Beträgen unterstützte, der unsere Feuerwehr aufrichtete, der unserer Fr. Feuerwehr in seinem Testament 4000 DM, vermachte, deren Zinsen für alle Zeiten der Kasse der Fr. Feuerwehr zufallen.

19.) Freitag, den 25. Januar 1901 löschte unsere II. Spritze mit 20 Mann unter Kommandant Martin Hoßfelder in Marktbreit den gefährlichen Brand in der Fabrik des Schmierölfabrikanten Gebr. Klein.

20.) Zum Brande der Ehemannsbrauerei und des Turmes der kath. Kirche in Kitzingen 28.02.1901 nachts 2 7z Uhr rückte auf Ersuchen des kgl. Bezirksamtes zu Kitzingen unter Kommandant Gg. Knauer die Spritze II mit 20 Mann aus. Es Beteiligte sich unsere Mannschaft bei der Pumparbeit, unsere Spritze kam nicht mehr in Tätigkeit.

Das 25jährige Stiftungsfest wurde am 28.07.1901 in prächtiger Weise in der Frühwald’sehen Halle und abends im „Hirschen“ gefeiert. Die Festrede hielt Herr Seminarlehrer Ad. Roß, unser langjähriges Mitglied. Bei dieser Gelegenheit wurde der Schrift- und Kassenwart A. Werneke zum Ehrenmitglied ernannt. Die kgl. Dienstauszeichnung für 25 jährigen Feuerwehrdienst erhielten zugleich: A. Werneke, Paul Saueracker, Konr. Vogel, Chr. Bäumler, Joh. Fahmer, Heinr. Schlee, Bernhard Horcher, Gg. Knauer, Mich. Seelig, Andr. Weiß, Joh. Ehrmann, Gg. Fahmer, Wilh. Pfeufer, Wilh. Schwab, Fr. Enzenberger.

Neben größerer Schlauchergänzung, der Einführung von Normalgewinden für die drei Spritzen wurde auf besonderes Verlangen des kgl. Besziksamtes zu Kitzingen eine 12 m hohe mechanische Schiebeleiter von Lotthoz & Hübsch in Regensburg für 445 M gekauft. Zu dieser Leiter leistete die kgl. Regierung 120 M , die Kasse der Fr. Feuerwehr 325 M und die bis 20.11.1905 aufgelaufenen Zinsen für Restzahlungen 28,25 M .

21.) Am 26.04.1903 abends 9 Uhr bis zum Morgen des 27.04. hatte die Fr. Feuerwehr den Brand des Konrad Sachs, Hs. Nr. 98 hierzu löschen. Die schnelle Hilfe, die guten Dispositionen des 1. Kommandanten Martin Hoßfelder II. , die angestrengte Arbeit der Mannschaft, der vier Spritzen von hier (incl. Lukas) der Spritze von Sulzfeld verhinderten die drohende Weiterverbreitung des Brandes auf die nahegelegenen Nachbargrundstücke.

In den Jahren 1905 und 1906 fanden hier nur unbedeutende Kaminbrände statt. Nach auswärtig wurde nur zu Massenübungen am 20.10.1905 nach Segnitz mit Spritze II und 20 Mann ausgerückt.

Seit Bestehen der Fr. Feuerwehr hat diese zu Löschzwecken für hiesige Gemeinde über 12000 M aufgebracht und steht jetzt vor der Neuuniformierung der Mannschaft mit Gurten und Uniformen, welche 1200 – 1500 M betragen wird.

Marktsteft, 2. Dezember 1907

A. Werneke, Schrift- und Kassenwart der freiwilligen Feuerwehr

(Erhalten von Rudolf Etzelmüller aus dem Archiv der Stadt Marktsteft)

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